Paralympics: Doesseler coacht Wollmert zu Gold
Interview mit Erfolgstrainer Hannes Doesseler
Interview mit dem Trainer der Behindertennationalmannschaft und Honorartrainer der andro TT-Schule
Hannes, du warst als Assistenztrainer des DBS (Deutscher Behindertensportverband) zwei Wochen lang bei den Paralympics in Peking. Wie fällt dein sportliches Fazit aus?
Der DBS kann mit dem Abschneiden der Tischtennis-Mannschaft recht zufrieden sein: Gold durch Jochen Wollmert im Einzel (WK7), Silber durch Daniel Arnold im Einzel (WK6), Bronze durch Andrea Zimmerer im Einzel (WK5) und Silber durch Andrea Zimmerer und Monika Sikora-Weimann in der Mannschaft (WK4-5).
Nicht ganz so erfolgreich lief es für den „Neu-Borussen“ Holger Nikelis: Bedingt durch einen Infekt konnte er leider nicht an seine Erfolge von Athen 2004 anknüpfen.
Tischtennis ist in China Volkssportart. Hat man dies auch bei den Paralympics gespürt?
Die Stimmung in der Halle war gigantisch, fast immer volles Haus! Das Publikum war fachkundig, fair und vor allem unheimlich begeisterungsfähig. Und das alles auf „historischem“ Boden, denn die Spiele fanden in derselben Halle statt in der Timo und Co. ihr Team-Silber geholt haben. Wahnsinn!
Was war dein ganz persönliches Highlight?
Mit Sicherheit der Goldmedaillengewinn von Jochen: Finale gegen einen Chinesen in China vor ca. 8000 Zuschauern! Gänsehaut pur. Aber auch die Eröffnungsfeier war der Wahnsinn. Einmarsch in das vollbesetzte Vogelnest...
In Deutschland wurde in den Medien ausführlich über die Paralympics berichtet. Wie siehst du die Entwicklung diesbezüglich?
Im Vergleich mit den Paralympics 2004 in Athen war die Berichterstattung sehr umfangreich. Fast 100 Stunden auf ARD und ZDF sowie den digitalen Kanälen z.T. sind die Berichte noch online in der ZDF-Mediathek zugänglich.
Gerade Tischtennis fand ein großes Medieninteresse. Vielleicht erreichen wir so das ein oder andere unentdeckte Talent?
Was ist das spezifische am Training mit Behinderten? Wo liegen die Unterschiede zum Training mit Nicht-Behinderten?
Zuerst einmal: Tischtennis ist Tischtennis. Mit Ausnahme des Rollstuhltischtennis, wo der Aufschlag nicht über die Seitenlinie hinausgehen darf und der Ball beim Aufschlag immer erkennbar Richtung Grundlinie laufen muss, gibt es keine Regelunterschiede zwischen Behinderten- und Nicht-Behinderten-Tischtennis.
Allerdings muss das Training immer sehr stark auf die individuellen Voraussetzungen des Spielers abgestimmt werden. Selbst die Grundtechniken sind stark individuell geprägt. Für mich als Trainer stellt dies immer wieder eine neue Herausforderung dar.
Taktisch wird im Behinderten-Tischtennis viel mehr Wert auf Platzierung in die Schwächen des Gegners gelegt, so dass das Training sehr viele taktische Elemente enthält.
Wie sieht deine persönliche Zukunft als TT-Trainer aus?
Die Vorbereitungen auf die Europameisterschaften Mitte nächsten Jahres stehen an, ein Generationswechsel innerhalb der Nationalmannschaft erfolgt. Das wird eine spannende Zeit für mich, zumal ich mehr Verantwortung im Trainerteam des DBS als Trainer für die stehend-behinderten Spieler übernommen habe. Aber auch als Stützpunkttrainer für den BSNW (Behindertensport Nordrhein-Westfalen) freue ich mich schon auf die hoffentlich vielen neuen Talente, die motiviert durch die Paralympics zu uns stoßen werden.
Zusätzlich befinde ich mich gerade in der Ausbildung zum A-Lizenz-Trainer des DTTB.
Der andro-Tischtennisschule werde ich natürlich erhalten bleiben!